Bedeutung


Das Wort Fastnacht und seine regionalen Abwandlungen werden vor allem in Hessen und Rheinhessen, in der Pfalz und der Kurpfalz, sowie in Baden, Schwaben und der Schweiz verwendet. Es kommt vom Althochdeutschen "Fasta" (Fastenzeit) und "Naht" (Nacht, Vorabend) und bezeichnete ursprünglich nur den Tag vor Beginn der Fastenzeit, ab dem 15. Jahrhundert auch die Woche davor.

 

Vom Fasching spricht man vor allem in Stockheim, Bayern, Thüringen, Brandenburg und Österreich. Das Wort kommt von Vaschanc, was den Ausschank des Fastentrunks bezeichnete. Das Wort Karneval bezieht man in Deutschland in erster Linie auf den Kölner Karneval. Die Herkunft des Begriffs ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Herleitungen weisen auf mittellat.: carnelevale (-levare) die mit der Fastenzeit bevorstehende "Fleischwegnahme"; lat.: carne vale der Abschiedsruf "Fleisch lebe wohl".

 

Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff auch auf das römische, vorchristliche lat. carrus navalis Schiffskarren, ein Schiff auf Rädern, das bei jährlichen Umzügen zum Wiederbeginn der Schifffahrt durch die Straßen geführt wurde, zurückgeführt. Hieraus soll sich die Tradition des Narrenschiffs gebildet haben. Jedoch ergaben Forschungen, dass das Wort carrus navalis im römischen Latein nicht existiert.

 

Karnevaleske Strukturen des Maskierens, Verkleidens und ritualisierter Ausgelassenheit lassen sich in allen Kulturen finden. Eine ganz eigenständige, bemerkenswerte Vitalität entwickelte der Karneval in Lateinamerika.

 

International sind verschiedene Variationen von Karneval am gebräuchlichsten. Bekannt sind u. a. der Karneval in Rio und der Karneval in Venedig. Auch in den Südstaaten der USA gibt es eine ausgeprägte Karnevalstradition. Man verwendet hier die französische Bezeichnung Mardi Gras (eigentlich Fastnachtsdienstag).

 

 

 

Der Fastnachts-/Karnevalstermin


325 wurde auf dem Konzil von Nicäa das Osterdatum auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Um 600 führte Papst Gregor I. eine 40tägige Fastenzeit vor Ostern ein, die an die Zeit erinnern soll, die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat. Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern ("Invocavit" oder "Dominicia Quadragesima", im Deutschen auch "Funkensonntag").

 

Mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. So rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch

 

 

 

In der Neuzeit

 

Die Reformation verdammte das fröhliche Treiben und so gerieten viele Bräuche zum Teil wieder in Vergessenheit. Im Barock und Rokoko jedoch wurden vor allem auf Schlössern und an den Fürstenhöfen rauschende Karnevalsfeste gefeiert. Und bald machte es das reiche Bürgertum in den Städten den Adligen nach.

 

Während der internationale Karneval sich häufig zu Künstlerfesten stilisierte und recht exklusiv wurde, entwickelte sich die Fastnacht – vor allem in ländlichen Bezirken und in Kleinstädten zu Hause – ganz anders. Hier hatte sich noch altes heidnisches Brauchtum gleichsam erhalten. Alte Tänze, Masken und Kostüme bestimmten hier das Bild – und bestimmen es heute noch. Das gilt vor allem für Österreich, die Schweiz, Bayern und Baden-Württemberg. Diesem Brauchtum liegt die heidnische Austreibung des Winters zugrunde, eine Art Dämonenvertreibung. Einmal im Jahr feiert man ausgelassen.

 

Aber nicht überall konnte sich der Fasching und der Karneval etablieren, nicht in England, auch nicht in den nordischen Ländern und in den USA erst neuerdings in schüchternen Anfängen. Es muss auch der Menschenschlag vorhanden sein, der übermütig und närrisch zu feiern bereit ist.

 

 

 

Räumliche Einordnung

 

Interessanterweise ist der Karneval fast ausschließlich in katholischen, in abgewandelter Form auch in orthodoxen Gebieten zu finden. Dieses hängt sicherlich nicht nur mit der Fastenzeit zusammen, sondern auch mit dem Katholizismus als Lebensform. Hochburgen sind also in Deutschland das Rheinland (Köln, Düsseldorf, Mainz), Baden-Württemberg, in der Schweiz sind Luzern und Basel. Der Karneval ist auch in Südamerika verbreitet; besonders der Karneval von Rio de Janeiro ist weltbekannt.

 

Mit der Reformation im 16. Jahrhundert verschwand in den evangelischen Gebieten mit dem Aschermittwoch auch die Fastnacht. Die einzige Ausnahme war Basel, wo die Fasnacht nie dauerhaft abgeschafft wurde (sie findet allerdings in der Woche nach Aschermittwoch statt, siehe Basler Fasnacht). Erst im ausgehenden 20. Jahrhundert wurde in vielen evangelischen Städten wieder eine Fastnacht eingeführt.

 

Quelle: Heimatbuch